20 Mai Schöne historische Dorfführung
Zur historischen Dorfführung luden die Freien Wähler Vörstetten am vergangenen Donnerstag ein. Trotz drohendem Regen trafen sich knapp 40 Personen, unter ihnen die Kandidierenden für die kommende Gemeinderatswahl, auf dem Dorfplatz.
Marta Putz, Vörstetter Ehrenbürgerin, und langjährige Gemeinderätin der Freien Wähler führte zu Anfang in einem Abriss in die lange Vörstetter Geschichte ein. Sie erklärte, seit wann die Gemarkung besiedelt ist, welche unterschiedlichen- auch kirchlichen- Herren die Gegend kommen und wieder gehen sah und wie sich dies jeweils auf die Bevölkerung und die Entwicklung des Dorfes auswirkte. Immer wieder gab es Hungerzeiten. Armut und Perspektivlosigkeit trieb Menschen in die Auswanderung- in früheren Zeiten in den Osten, später auch über den Ozean nach Amerika. Man erfuhrvon Marta Putz, welches die ältesten Namen im Ort sind, woher Zuwanderer kamen, wo sich früher das Rathaus befand, wann der Kirchturm erbaut und jeweils vergrößert wurde, dass sich unter vielen verputzen Häusern Fachwerk verbirgt und woran man dies erkennt und vieles mehr.
Der anschließende Rundgang durch den alten Dorfkern führte zuerst in die Pfarrstraße, wo man an verschiedenen Mauern eindrucksvoll sieht, wie das ehemalige Kloster Tennenbach als Steinbruch benutzt wurde. Am ältesten Haus von Vörstetten, das dort steht und im Besitz der Gemeinde ist, wurde Station gemacht und es durfte sogar besichtigt werden. Eindrucksvoll sieht man dort, wie beengt und bescheiden frühere Wohnverhältnisse waren. Marta Putz wusste zu berichten, wie viele Personen zeitweise in den einzelnen Häusern lebten und man hatte Mühe, sich diese große Anzahl jeweils am Ort vorzustellen.
Ein besonderes Charakteristikum von Vörstetten sind die vielen Gässle. Auch diese waren Teil der Führung. Viele wechselten im Laufe der Jahre ihre Namen. Sie dienten dazu, Wege abzukürzen. Einige befinden sich heute auf Privatgelände, dürfen aber immer noch benutzt werden.
Das besondere Ensemble an Fachwerkhäusern in der Freiburger Straße mit dem ehemaligen Gasthaus „Adler“ bildete eine weitere Station. Marta Putz erklärte, welches das älteste der Häuser ist, wie die Besitzverhältnisse zueinander waren und man hörte, wie die Menschen früher zu Reichtum kamen, ihn dann aber auch wieder verloren. Auch über die Geschichte und die familiären Verflechtungen zwischen den beiden großen Gasthäusern „Sonne“ und „Löwen“ wusste Marta Putz zu berichten.
Trotz mittlerweile eingesetztem Regen wünschte sich die Gruppe, auch die letzte angedachte Station noch anzuvisieren. Diese führte zu einem Haus in der Marchstraße, in dem in der Zeit des Dritten Reiches zwei geistig behinderte Brüder lebten. Die Gemeinde schob sie nach dem Tod der Eltern ab, um in den Besitz des Hauses zu gelangen. Sie fanden im Rahmen der damaligen Säuberungspolitik den Tod. Heute wird ihrer mit einer gesonderten Inschrift am Denkmal für die in den beiden Weltkriegen ums Leben gekommenen Personen gedacht.
Diese und viele andere Geschichten von Vörstetter Menschen, die in den vorgestellten Häusern lebten, machten den Vortrag von Marta Putz so besonders lebendig und lebensnah. Man hörte von Frauen, die durch kluge Heiratspolitik zu Reichtum kamen, von Männern, die reich waren, wieder arm wurden und wie oft und manchmal schnell hintereinander deshalb die Häuser ihre Eigentümer wechselten.
Nach etwa eineinviertel Stunden ging die kurzweilige Dorfführung mit großem Applaus zu Ende. Die Teilnehmer waren herzlich eingeladen, auf dem Anwesen der Familie Pfluger bei Gegrilltem und einem Getränk noch ein wenig zusammen zu bleiben, was gerne angenommen wurde. Auch dort konnte man im persönlichen Gespräch mit Marta Putz noch etliches erfahren und nachfragen. Hansjörg Frey, 1. Vorsitzender der Freien Wähler Vörstetten, bedankte sich mit Blumen herzlich bei der ehemaligen Bürgermeisterstellvertreterin.